Freitag, 2. September 2011

Meine musikalische Welt #1 / Wie meine Ohren geprägt wurden

Ein Nachbar Sohn, Alfred Widmer spielte recht gut Gitarre. Ich schätze es war so etwa 1947, es war Sommer, einer der Heissesten des Jahrhunderts. Am Abend vor Sonnenuntergang ging Alfred oder " Fredu" wie er genannt wurde, mit Gitarre und 3 -4 gleichaltrige Burschen aus dem Oberhard, Richtung Burri - Grube. Diese Kiesgrube lag so etwa auf dem halben Weg, von unserem Haus zur heutigen Discgolfanlage Hard. Als "Erstiklässler" wusste ich, jetzt gibt`s Chorgesang mit Gitarrebegleitung. Heimlich schlich ich so nahe wie möglich, ohne gesehen zu werden. Meistens musste ich nicht lange warten bis mein Lieblingslied  erklang : " An den Ufern des Mexiko Rivers"
https://youtu.be/II5Kjund1E4

Das bei dieser Darbietung von Zeit zu Zeit eine Sprosse in der Tonleiter fehlte, störte mich nicht im geringsten. Ich genoss es und wusste: Wenn sie mich erwischen, kann mich Mutter nicht mehr frühzeitig ins Bett schmeissen, dazu war es schon viel zu spät.

Vielleicht 1-2 Jahr später - wir hörten am Montagabend immer das Wunschkonzert - erklingt dieselbe Melodie aber viiiiiiel schöner
ttps://youtu.be/z1-QLr6aBaw

und erst noch auf Englisch, der Sprache der GI`s, die ja bekanntlich Europa gerettet hatten oder zumingst doch Kaugummi, Schokolade und Nylonstrümpfe an Kinder verteilt hatten - und Damen. Nicht Damen an Kind.......sie wissen schon wie ich`s meine. Der Titel meines neuen Liebling erfuhr ich irgendwann viel später. Wichtiger war, meine Ohren erhielten die erste Prägung, eine Hillbillyprägung. (das Wort Country als Musikrichtung gab`s noch lange nicht) Dazu kommt, dass die Zeit des Buchstabierens vorbei war und das Eintauchen, via Groschenhefte, in die abenteuerliche Welt der Cowboys und Indianer, hatte begonnen. Dieser Song war mehr Prärie als Appalachen. Auch wenn ich sehr viel später erfuhr dass es sich hier um der Red River in Canada handelt und nicht der in Texsas.

Wir machen wieder einen Zeithüpfer, so ca ins Jahr 1953, ich im Bett im 1. Stock, im eigenen Zimmer, bei offener Tür , meine beiden grossen Brüder Walter und Robert, vemutlich noch im Theater oder schon im Tea Room. Diese Abwesenheit benutzte ich immer, um in ihrem Radio Musik zu hören. ( offene Tür) Unser Landessender Beromünster strahlt die Spätnachrichten aus.. - .. jetzt kommt`s das erste Stück in einer Jazzsendung ist Balsam für meine Ohren und ich sitze urplötzlich in Achtungsstellung im Bett. Ein ganzer Pulk von grauen Hirnzellen veranlassen irgendwelche Drüsen, eine Sturzflut von Glückshormonen auszuschütten. Der Grund ist unten hör- und zum ersten Mal für mich auch sichtbar.



Dies war an diesem späten Abend so etwas wie eine musikalische Hirnwäsche die mich sicher bis Heute einen weiten Bereich "meiner" Musik öffnete. New Orleans, Dixieland, Blues, Gospel, mit Leuten wie Louis Armstrong, King Oliver, Paul Barbarin, George Lewis, Kid Ory ,Sidney Bechet, Bessie Smith, Ma Rainy, Golden Gate Quartett, Mahalia Jackson, dann noch die Leute aus der Wiederbelebung des alten Jazz in den 40er und 50er Jahren aus der Frisco Bay : Bob Scobey, Lu Waters, Clancy Hayes und mein Faforit aus dieser Gegend: Turk Murphy
Aus England kamen hier in Europa wieder die ersten "altertümlichen" Klänge mit Humphry Lytelton, Chris Barber, Ken Colyer der Purist und natürlich mein Lieblings Skiffel - Sänger Lonnie Donegan.

Aus Holland kam die Dutch Swing College Band. Dies sind nur die, welche mir spontan einfallen bei einigem Nachdenken würde diese Post viel zu lang. Zum Abschluss mein besonderer Liebling aus England


Nun kommt die Metzgertaktik : Darf`s es Bitzeli meh si?